Dienstag, 13. August 2019

Vom „Einatmen“ und „Ausatmen“

Bei der Vorbereitung von Seminaren, Workshops oder sonstigen Lehrveranstaltungen habe ich mir am Anfang als Neuling immer wieder die Frage gestellt, wie ich die Seminarzeit sinnvoll einteilen kann und was ich genau in jeder einzelnen Phase mit den Teilnehmern erarbeiten möchte.

Oft ist es mir dabei passiert, dass ich viel zu viel Zeit damit verbracht habe den Teilnehmern in einer Art klassischen Frontalunterrichts meine erarbeitete Zusammenfassung des Themas zu präsentieren. Immer wieder konnte ich dann beobachten, wie nach 40 – 50 Minuten die Konzentration der Teilnehmer nachließ und es unruhig wurde, was für mich natürlich keine zufriedenstellende Situation war.

Eines Tages bin ich dann im Rahmen eines Seminars, an dem ich selber teilgenommen habe, über die Theorie des Ein- und Ausatmens nach Klaus W. Döring gestolpert, die mittlerweile für mich die Grundlage eines nachhaltigen und motivierenden Workshopaufbaus darstellt

Doch was meint Herr Döring genau, wenn er vom Ein- und Ausatmen redet?

Klaus W. Döring vergleicht das Lernen und Lehren mit dem Prozess des Atmens. In der ersten Phase wird eingeatmet, in der zweiten Phase wieder ausgeatmet.

Beim Einatmen werden dabei Informationen und Wissen aufgenommen, zum Beispiel in Form eines Vortrages und anschließend vom Lernenden bewertet und mit bisherigem Wissen in Verbindung gebracht. Danach erfolgt in der Phase des Ausatmens die Speicherung und Verarbeitung der Information. Der letzte Schritt hierbei ist die Wiedergabe, die Präsentation und die praktische Anwendung des verarbeiteten Wissens.

Lernen und Atmen haben dabei aber noch eine weitere Gemeinsamkeit: Wenn ich tief eingeatmet habe, dann kann ich erst weiter atmen, wenn ich auch wieder ausgeatmet habe. Unser Gehirn ist in seiner Aufnahmekapazität begrenzt und kann nur eine gewisse Menge an neuen Informationen in einer bestimmten Zeit aufnehmen. Um diese neuen Informationen nachhaltig zu sichern, ist es notwendig, diese zu verarbeiten, in einen Kontext mit dem bisherigen Wissen zu bringen, Fragen zu stellen, Aufgaben zu bearbeiten oder in der Praxis anzuwenden. Danach kann wieder eingeatmet werden und der Kreislauf beginnt von vorne.

Und wie lange sollten nun die jeweiligen Phasen sein?

Döring gibt im Bezug auf die Phasen des Ein – und Ausatmens die Faustformel, dass die Phase der Informationsaufnahme nicht länger als 20 – 30 Minuten am Stück dauern sollte, da danach die Informationen schlechter aufgenommen werden.

Die Phase der Informationsverarbeitung sollte hingegen mindestens 20 Minuten betragen, damit die Lernenden genug Zeit haben das neue Wissen zu verknüpfen und für die Anwendung vorzubereiten. Hierbei wird der Grundstein für eine nachhaltige Wissenssicherung gelegt.

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